Schwerpunktschule
Gemäß Art. 24 UN – Konvention und §§ 1, 10 SchG ist jeder Lehrer verpflichtet, jede Schülerin und jeden Schüler (folgend der einfacheren Lesbarkeit nur noch Schüler genannt) so zu fördern, dass ihre bzw. seine Persönlichkeit, Begabung und Kreativität sowie geistigen und körperlichen Fähigkeiten voll zur Entfaltung gebracht wird, um damit zur wirklichen Teilhabe an der Gesellschaft zu befähigen.
Diese Heterogenität der Schülerpersönlichkeiten wird von uns als Bereicherung und Herausforderung empfunden. Das Ziel unserer Arbeit ist die Schaffung einer Schule, die den Bildungs- und Erziehungsbedürfnissen aller unserer Schüler gerecht wird:
Das heißt, dass behinderte und nicht behinderte, lernstarke und lernschwache Schüler, Kinder mit Migrationshintergrund, Schüler aus unterschiedlichen sozialen und kulturellen Milieus in gleicher Wiese gefördert und gefordert werden!
Die Westpfalzschule Weilerbach ist eine integrative Realschule plus und seit dem Schuljahr 2007/2008 Schwerpunktschule.
Das Land Rheinland-Pfalz gibt für diese Schulform folgende pädagogische Leitlinien vor:
- Alle Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, im eigenen Lerntempo Lerninhalte zu bewältigen und individuelle Lernziele anzustreben. Sie leben und lernen gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern, die sonderpädagogischen Förderbedarf haben.
- Der Unterricht zielt darauf, durch sonderpädagogische und individuelle Hilfen eine den persönlichen Möglichkeiten entsprechende schulische Bildung zu verwirklichen.
- Der Unterricht ist - wenn erforderlich – zieldifferent.
- Der Unterricht orientiert sich an den Lernzielen der verschiedenen sonderpädagogischen Förderschwerpunkte und ermöglicht Schulabschlüsse, die den individuellen Möglichkeiten entsprechen.
- Als Grundlage der Förderung werden für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf individuelle Förderpläne erstellt. (vgl. Bildungsserver RLP)
Für unsere Schule bedeutet das im Einzelnen:
Im Schuljahr 2015/16 besuchen 29 Schüler mit Förderbedarf unsere Schule. Förderbedarfe bestehen dabei im Bereich Lernen, motorische Entwicklung und sozial – emotionale Entwicklung.
25 Schüler mit Migrationshintergrund – und damit verbundenem teilweise erheblichen Förderbedarf im Bereich der deutschen Sprache – sind Teil unserer Schulgemeinschaft.
Hinzu kommen Schüler mit Autismusspektrumstörungen, AD(H)S, LRS, Legasthenie, Dysgrammatismus, Dyskalkulie, psychischen Beeinträchtigungen.
Schüler mit oben genannten Förderbedarfen sind in allen Klassen der Klassenstufen 5 bis 9 zu fördern und zu fordern, in die Klassen- und Schulgemeinschaft zu integrieren und auf ein selbstbestimmtes Leben vorzubereiten.
Dies geschieht intensiv in den Bereichen
- Unterricht
- Diagnostik
- Beratung
- Kooperation
- „Schulalltag“
A) Besonderes Augenmerk wird beim Unterrichten auf folgendes gelegt:
- ein im Team erstellter individueller Förderplan, der die individuellen Lernvoraussetzungen des Schülers berücksichtigt und daraus Fördermaßnahmen ableitet.
- die Umsetzung dieser Fördermaßnahmen im Teamteaching von Regelschul–und Förderschullehrkräften vor allem in den Kernfächern wie Deutsch, Mathematik und Englisch.
Dabei ist Förderunterricht nicht als additiver Unterricht zu verstehen, sondern als ein verändertes pädagogisches Angebot für heterogene Lerngruppen.
Dabei kommen unterschiedliche Formen des Teamteachings zum Einsatz:
- Lehrer und Beobachter
- Lehrer und Helfer
- Parallelunterricht
- Niveaudifferenzierter Unterricht
- Gemeinsamer Unterricht
- - in seltenen Fällen intensive Einzelförderung außerhalb des Klassenverbandes
=> Vorrang hat dabei aber IMMER der gemeinsame Unterricht am gleichen Lerngegenstand
- Darüber hinaus initiieren, leiten und begleiten die Förderschullehrkräfte folgende unterrichtliche Aktivitäten:
- Erzieherische Maßnahmen
- Bereitstellung geeigneter unterstützender Interventionen im Schulalltag (z.B. Schaffen von Rückzugsmöglichkeiten; lebenspraktische Erziehung, Kulturtechniken, Lernstrategien) auf Grundlage eines individuellen Förderplans
- Unterstützung beim Aufbau eines realistischen Selbstkonzeptes (Stärkung des Selbstvertrauens, der Selbstständigkeit und Kritikfähigkeit)
- Unterstützung bei eigenverantwortlichem und selbstbestimmtem Lernen (z.B. durch Unterstützung bei der Arbeitsorganisation, kleinschrittiges Methodenlernen)
- zieldifferentes Arbeiten und Gestalten unter Berücksichtigung einzelner Förderbereiche
- Erstellung differenzierter Leistungsnachweise und –beurteilungen
- Bereitstellung qualitativ / quantitativ differenzierter Förder– und Arbeitsmaterialien
- regelmäßige Rückmeldung über Lernverhalten und –erfolge
B) Der Bereich der Diagnose ist als Ausgangspunkt besonders wichtig. Nur wenn genau bekannt ist, wo Stärken und Schwächen des einzelnen Schülers sind, kann zielgerichtet gehandelt werden. Es wird
- gezielte Lernausgangsdiagnostik und Verhaltensbeobachtung betrieben, die Voraussetzung für
- die interdisziplinäre Erstellung individueller Förderpläne und integrativer Unterrichtsplanung und Förderung ist.
- Dabei bedienen sich die Förderpädagogen den Ergebnissen
- erstellter sonderpädagogischer Gutachten und wenden
- standardisierte und nichtstandardisierte Testverfahren an
- hospitieren im Unterricht und unternehmen Hausbesuche.
Dadurch wird gewährleistet, dass
- in Konflikten und Krisen angemessen reagiert und interveniert werden kann, wobei dieser Prozess reflexiv begleitet und modifiziert wird.
- es werden individuelle Konfliktlösungsstrategien erarbeitet und deren Umsetzung im schulischen Alltag mit Unterstützung der Schulsozialarbeit erprobt.
C) Im Bereich der Beratung spielt das gleichberechtigte und gleichgesinnte Miteinander aller für die Entwicklung des einzelnen Schülers verantwortlichen Personen eine entscheidende Rolle. So erfolgt
- individuelle, kollegiale Fallberatung und Beratung in Fachkonferenzen (auch hinsichtlich Besonderheiten einzelner Förderbedarfe und Differenzierungsmaterial)
- sonderpädagogische Beratung und Unterstützung zu Fragen der Gestaltung des Schulalltages im Kontext inklusiven Unterrichts und die Entwicklung entsprechender Unterstützungssysteme
- Mitwirkung an Hilfeplangesprächen der Jugendhilfe
- Übergabegespräche mit den abgebenden Schulen
- Lösungs- und ressourcenorientierte Beratung von Schülern sowie alle anderen Erziehungsprozess beteiligten Personen im schulischen, außerschulischen und nachschulischen Bereich.
D) Gelingende Kooperation spielt eine herausragende Rolle im Förder- und Erziehungsprozess der Schüler. Nur wenn alle an der Erziehung beteiligten Personen „an einem Strang ziehen“, kann ein Schüler optimal gefördert und gefordert werden!
So ist es in der Kooperation des Teams Regelschullehrer / Förderlehrer wichtig,
- Material auszutauschen / zur Verfügung zu stellen
- über Unterricht und Schüler zu sprechen
- interdisziplinär zu arbeiten
- den Förderplan gemeinsam zu erstellen (z.B. in Förderplankonferenzen)
- Austausch und Zusammenarbeit mit Integrationsfachkräften, außerschulischen Institutionen.
Innerhalb des Team – Teachings ist es unerlässlich,
- innerhalb des Klassenverbandes einzelne Schüler / Kleingruppen zu unterstützen
- bei besonderen Bedarfen extern in Kleingruppen oder alleine zu fördern
- gemeinsam Unterricht durchzuführen und durch unterrichtsunterstützende Maßnahmen (z.B. methodisch-didaktische Ergänzungen)
- aufmerksam Lernbedingungen und – prozesse zu begleiten.
Auch externe Kooperationspartner werden in das Förderkonzept einbezogen, indem
- eine Zusammenarbeit mit den abgebenden (aufnehmenden) Einrichtungen erfolgt
- mit außerschulischen Partnern gearbeitet wird (Träger der Kinder- und Jugendhilfe, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Therapeuten, Schulsozialarbeit, Maßnahmenträger, Jugendamt, Arbeitsamt, Betriebe, …)
E) Da sich als sehr wichtiger Bestandteil gelingender Förderung und Forderung die Beziehung zwischen Kind / Eltern und (Förder-)Lehrer und die genaue Kenntnis der Bedürfnisse darstellt, ist die Arbeit im Schulalltag nicht zu unterschätzen. So ist es selbstverständlich,
- an Klassen-, Förderplan- und Fachkonferenzen, Fortbildungen, Elternabenden und –gesprächen und schulischen (Informations)Veranstaltungen und Klassenfahrten teilzunehmen,
- Schüler bei Tages-, Langzeit-, Jahres- Praktika (Suche und Betreuung, Reflexion) zu unterstützen,
- Kontakte zu regionalen Betrieben, Werkstätten und Maßnahmeträgern zu vermitteln,
- bei dem „Arbeitspaket – Inklusion“ der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Kaiserslautern/Pirmasens mitzuarbeiten,
- mit „Club – Aktiv“ (Verein zur Gleichstellung und Selbstbestimmung behinderter Menschen) Wege für die weitere Lebensgestaltung zu finden
Diese vielfältigen und vielschichtigen Aufgaben von Regelschullehrern und Förderschullehrern gelingen dann besonders gut, wenn alle an der Idee der gemeinsamen Beschulung heterogener Gruppen Beteiligte offen für neue Erfahrungen, bereit für Kontroversen und fähig zur kritischen Selbsteinschätzung sind.
Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein. (Philip Rosenthal)